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The User is in Control - Von Wegen

December 28, 2020
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Dass die Datenschutzrichtlinien das Web weitesgehend hinderlich sind, ist kein Geheimnis mehr. Ständig wird man von “Cookie”-Meldungen genervt und häufig klickt man diese einfach weg. Wenn man sich wirklich Gedanken macht, dann nutzt man aber die geforderten “Customize Dialoge” und denkt sich: “Ha, Ihr bekommt meine Daten nicht” - oder doch?

Im Rahmen eines meiner Projekte, muss ich eine Datenschutzrichtlinie zu implementieren und hab mir angeguckt, wie andere das eigentlich machen. Dabei kam mir der Gedanke von Straßenspielern oder Magiern. Diese basieren darauf, dass der Gegenüber, oder eben der Nutzer, die Welt irgendwie wahrnimmt und auf diesem Zustand gute Entscheidungen trifft. Diese Entscheidungen sind häufig auch richtig - die Welt wie er sie vorher wahrgenommen hat aber nicht.

Ein ähnliches Phänomen erleben wir eigentlich grad im Web - auch gekannt als “Dark UX Patterns” - undzwar jeden Tag. Schauen wir uns dazu einfach mal die Cookie-Meldung von einer News Seite an.

AcceptAll Butzon
AcceptAll Butzon

Zu erkennen ist feinsäuberlich ein Wall-Of-Text, den sich eh kein User durchliest. Spannender ist aber, was die UX-Führung da macht. Natürlich ist die erste Auswahl fein unscheinlich “Accept all” und daneben, in schlechtem Kontrast “Customize” um eventuelle Einstellungen vorzunehmen. Die meisten User nehmen diese Hürde schon gar nicht und klicken einfach auf das, was die Applikation ihm vorschlägt: “ACCEPT ALL”. Das Pattern ist aber ausgelutscht und hält so schnell keinen aufmerksamen User ab trotzdem auf “Customize” zu drücken. Kniffliger wird’s, wenn wir uns mal anschauen, was eigentlich bei “Customize” passiert.

Customize Dialog
Customize Dialog

Wir sehen hier wieder einen Dialog, wie wir ihn eigentlich gewohnt sind, einige Checkboxen und eben zwei Speichern Button. Natürlich wird hier wieder erst “ACCEPT ALL” ganz prägnant vorgestellt um ein möglichst einfachen Ausweg, aus der extrem undurchsichten UI zu bekommen. Nehmen wir aber mal an, und wir sind ein aufgeweckter Nutzer und denken wir wissen was passiert. Wir sehen also alle Checkboxen sind aus, und das relativ prägnant. In jeder App bedeutet das, dass die Checkboxen aus sind - also: Aus = Kein Tracking. Super - also drücken wir ganz einfach auf den schwer erkennbaren “Reject as selected”-Button. Der Dialog verschwindet und … es wird getrackt - und das vollkommen rechtens.

Wie beim Hütchenspieler ist die Falle zugeschnappt. Während wir als User denken, der Trick ist, dass die Buttons vertauscht wurden, ist der wahre Plot ein ganz anderer.

Wenn wir uns nämlich angucken was da genau steht, sehen wir, dass da steht “Reject as selected”. Mit anderen Worten: “Wähle alles aus und drücke auf diesen kleinen Grauen Button” - Es ist aber per default alles nicht selected. Im Umkehrschluss heißt das, dass der Nutzer sich die Mühe machen muss und alle checkboxen auswählen muss, um dann auf den kleinen grauen Button zu drücken, der sagt “Reject Selected”. Diese vielen kleinen Hürden, nimmt, abgesehen von der fiesen Verneinung, behaupte ich, kein Nutzer.

Durch diese doppelte Verneinung gepaart mit der bequemen UX der “Accept All”-Buttons ist es dem User also praktisch kaum möglich, irgendwelchen trackern zu widersprechen. Die UX-Entwickler sind dem User immer ein Schritt vorraus, und selbst wenn sich der User die Mühe macht (was er eh meistens nicht tut), ist es extrem schwer den Dingen zu widersprechen. Naja, wenigstens ist er im Glauben, er hätte die Möglichkeit dazu - ähnlich wie bei Zaubershows.